Aus der Tatsache, dass die Hälfte der Gäste in den Bordbistros mit Karten oder Apps bezahlen, schließt das Bahn-Management messerscharf, dass es nun Zeit sei, der anderen Hälfte das auch vorzuschreiben, damit sie in den Genuss größerer Bequemlichkeit kommen kann. Beim Fassbier hat die Bahn immerhin gewartet, bis der Anteil auf 15 Prozent am Bierabsatz der Bistros gesunken ist, bevor sie es nun auslistet.
Verkehrsminister Wissing, der die Oberaufsicht über das Staatsunternehmen führt, gab im Oktober die Devise aus, im Rahmen seiner „Digital-only“-Strategie analoge Alternativen zu digitalen Verfahren zu beseitigen. Bei der Bahn und im öffentlichen Nahverkehr setzt er diese Agenda auf vielfache Weise mit Nachdruck um. Bei der Bahncard, die nur noch per App verfügbar sein sollte, musste die Bahn nach breitem gesellschaftlichen Protest einen teilweisen Rückzieher machen und immerhin das Vorzeigen als QR-Code auf Papier erlauben. Auch die schikanöse Bedingung, dass Käufer von Sparpreistickets im Reisezentrum eine E-Mailadresse oder Handynummer angeben mussten, wird wieder beseitigt, und die gedruckten Ankunftspläne an Bahnhöfen werden nun doch nicht durch QR-Codes für das Smartphone ersetzt.
Nun also probehalber ein Bargeldverbot im Bordbistro. Ab Anfang Februar soll Barzahlern auf ausgewählten ICE-Strecken drei Monate lang im Bistro die Bedienung verweigert werden. Ob es danach eine flächendeckende Abschaffung des Bargelds in Bordbistro und Bordrestaurant geben werde, hänge von den Ergebnissen des Tests ab.
Hier sind die Bargeldfreunde unter den Bahnfahrern gefragt. Wenn Sie Teil dieses Versuchs werden, können Sie zum Beispiel das Bordbistro meiden oder erst recht ins Bordbistro gehen und dem (unschuldigen) Personal freundlich mitteilen, was sie von diesem Vorgehen halten und dann ohne Ihr fassloses Bier und ohne bargeldlos Umsatz generiert zu haben, wieder abziehen.
Wer bereit ist, sich etwas mehr Mühe zu machen, kann schon jetzt an die Politiker schreiben, die im Aufsichtsrat der Bahn sitzen oder an die für Verbraucherschutz Zuständigen der Parteien oder diese über Abgeordnetenwatch.de öffentlich fragen, wie sie zu dem kundenfeindlichen Gebaren der Bahn stehen, und was Sie gegebenenfalls dagegen zu tun gedenken. Jetzt im Wahlkampf dürfte die Sensibilität für solche Proteste bei den Abgeordneten, die um ihre Mandate fürchten müssen, noch größer sein als sonst.
Die Carsharing-Tochter der Bahn, Flinkster, „verbessert“ unterdessen das „Nutzererlebnis“ der Kunden, indem sie ihnen die Alternative zum Smartphone wegnimmt, die Autos mit einer Kundenkarte zu öffnen. Das soll nur noch „App only“ gehen.